Wenn es dunkel wird, fliegen sie los, auf der Suche nach Mäusen. Zwischen Dächern und Bäumen gleiten sie lautlos hindurch. Nur ihr heißerer Ruf klingt hin und wieder durch die Nacht. Schleiereulen sind wieder häufiger anzutreffen, Dank zahlreicher ehrenamtlicher Anstrengungen.
1980 begann sich in unserem Landkreis eine Gruppe zu finden, die den Schutz der Schleiereulen im Fokus hatte. Der Bestand war stark rückläufig. Die Gründe bald gefunden. Immer mehr Scheunen, Dachböden und Kirchtürme wurden verschlossen. Man wollte den Dreck der Vögel vermeiden. Landwirte verschlossen ihr Eulenloch, da sie ihr Korn nicht mehr in den Scheunen lagerten. Dadurch gab es aber auch keine Mäuse mehr, als Beute für den langen Winter. Und keine Nist- und Überwinterungsmöglichkeiten. Zusätzlich schädigte das Gift DDT die Brut. Eine schwierige Zeit für die Schleiereulen.
Hier sollte sich was ändern. Die vom LBV gegründete Eulengruppe kümmert sich seither um eine Verbesserung des Lebensraumes. Vor allem dem wieder Öffnen von verschlossenen Schutzräumen wie Nistplätzen und Überwinterungs-möglichkeiten wie Scheunen oder Kirchtürmen. Über einem Zeitraum von 30 Jahren wurden 150 Nisthilfen platziert. Und die Maßnahme zeigten Erfolg. Der Bestand erholte sich.
Wir kontrollieren den Bestand und versuchen Nischen und Räume für die Schleiereule zu erhalten und zu schaffen.
Die Zahlen sind ermutigend. Der Bestand zeigt sich stabil.
Da die Schleiereule kaum Fettreserven anlegen kann, ist sie auf stetige Nahrungserfolge angewiesen. Vor allem die Feldmaus ist ihre Hauptnahrung. Die Bestände der Feldmaus schwanken jedoch in einem 3-4 jährigen Zyklus von sehr viel hin zu sehr wenig. Hat die Schleiereule keine Feldmäuse, gibt es auch weniger Schleiereulen. Diese natürlichen Schwankungen kann der Bestand allerdings abfangen. Damit das so bleibt sind wir vom LBV unterwegs und begleiten die Schleiereule auch weiterhin.
Hinauf geht es in die alte Scheune. Zuerst über die Leiter und dann unter das Dach. Vor Jahren haben wir hier einen Nistkasten für Schleiereulen aufgebaut. Jetzt geht es zur Kontrolle. Der Besitzer hatte angerufen, es gäbe Nachwuchs. Jetzt im Spätsommer wird es wohl die letzte Brut für dieses Jahr sein. Oben öffne ich den Deckel des Kastens und 4 fluffige Küken blicken mich an. Bald sehen sie so hübsch aus wie ihre Eltern. Vorsichtig hebe ich eines nach dem anderen heraus und bringe die kleinen Plastikringe an. Jetzt kann jeder den Weg dieser jungen Eule nachvollziehen. Die Daten auf den Ringen schicke ich später nach Radolfzell. Dann bin ich fertig. Der Wind pfeift frisch durch die Ritzen in der Bretterwand. Hier, in ihrem Nest ist es aber schön geschützt und die Küken können in Ruhe groß und stark werden. Die Küken werden unruhig. Zeit für mich zu gehen.