Aktuelles und Themen des vergangenen Jahres

Interview: Wie der LBV Weißenburg-Gunzenhausen Ehrenamtliche nachhaltig betreut

In der Go2Nature Interviewreihe "Erfolgsgeschichten aus dem Natur- und Artenschutz" stellt sich unser Vorstandsvorsitzender Sebastian Amler vor, berichtet von unserer Kreisgruppe und der Zusammenarbeit mit GoNature.

Sebastian Amler ist mit 25 Jahren seit dem letztem Jahr der 1. Vorsitzende der LBV Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen und damit der jüngste Kreisvorsitzende Bayerns. Gerade weil er so jung ist, sieht er es als seinen Auftrag, jungen Menschen die Begeisterung für den LBV und den Natur- und Artenschutz näher zu bringen und sie nachhaltig gut zu betreuen. 

Was bedeutet Ehrenamt für Sebastian?

Freude, Sinnhaftigkeit und Erfüllung. Der Landesbund für Vogelschutz kümmert sich um die Erhaltung von regionalen Lebensräumen und der dazugehörigen Flora und Fauna in Bayern. Mit einer aktiven Gruppe von etwa 30-40 Mitgliedern hat es sich die Landkreis Gruppe zur Aufgabe gemacht, gemeinsam seine vielfältigen Grünflächen und Biotope zu schützen. Gleichzeitig möchte die Gruppe auch zur Wissensvermittlung und Umweltbildung beizusteuern. Laut Amler ist der familiäre Charakter der Kreisgruppe ein wertgeschätztes Element, warum Mitglieder gerne beim LBV bleiben.

 

Das sind Sebastians Do's and Don'ts beim Umgang mit Ehrenamtlichen:

Do's

- Individualität beachten: Jede:r ist unterschiedlich. Deshalb ist es wichtig, auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche einzugehen und diese auch in der eigenen Arbeit mit einzubeziehen. Das ist zum Beispiel wichtig beim Art des Zugangs zum Ehrenamt in der Gruppe. Der LBV bietet viel Raum, dass Menschen ihre eigenen Ideen vorantreiben können. Wenn Menschen alleine etwas machen möchten, können sie das machen. Sie können als Bürgerwissenschaftler:innen losziehen und kriegen die fachliche Expertise von dem LBV gestellt. 

- Offene Strukturen schaffen: Jede:r ist willkommen! Man muss keine Scheu haben und keine fachspezifische Expertise mitbringen, einfach trauen und mitmachen.

 

- Wertschätzung zeigen: Es sollte immer bedacht werden, dass Ehrenamtliche diese Arbeit zusätzlich zu ihrer Arbeit oder in ihrer Freizeit machen. Deshalb ist es wichtig, ihnen Wertschätzung entgegenzubringen. Der LBV veranstaltet beispielsweise jährlich ein Helfer:innenfest, um sich zu bedanken.

 

Don'ts

Unpersönlichkeit: Sebastian ist überzeugt, dass der familiäre Charakter die beliebteste Eigenschaft des LBVs ist. Der Verband hat sogar einen eigenen Kindergarten!

Von oben herab: Ehrenamtliche sollten mitentscheiden können, was für Tätigkeiten sie ausführen möchten. Am Besten ist es, sie im Prozess mit einzubinden und zu schauen, was sie möchten und wie es umgesetzt werden kann. Es bringt keinem etwas, wenn sie in etwas reingedrängt werden, womit sie sich nicht wohlfühlen.

 

Das Schaffen von unterschiedlichen Zugängen und Betätigungsmöglichkeiten ist vor allem wichtig, wenn man unterschiedliche Altersgruppen ansprechen möchte. Laut Sebastian ist ein Generationsaustausch wichtig, kann für junge Leute aber auch abschreckend wirken. 

 

“Das Thema Naturwissenschaften war in den letzten Jahren weder präsent noch sexy, durch Bewegungen wie Fridays for Future ist es langsam zurück gekommen. Zugleich war Natur- und Artenschutz eine lange Zeit männerdominiert, wobei in den letzten Jahrzehnten Frauen hinzugekommen sind – jetzt ist es an der Zeit, wieder die Jugend heranzuführen und ihnen zu zeigen, dass Natur wichtig ist und was es für eine riesen Ressource vor der Haustür gibt!”

 

Welche Angebote gibt es konkret für junge Engagierte?

- Betreuung auf Augenhöhe: Enge Betreuung für junge Menschen und die nötige Unterstützung, ihre Ideen zu realisieren. Jede Person hat Fähigkeiten, die es Wert sind, einzubringen und zu entfalten

 

- Go2Nature-Programm: Coole und praxisorientierte Programme für Jugendliche, zum Beispiel Stand Up Paddling mit Vogelbeobachtung oder Biber Kartierungen

 

- Feste Strukturen öffnen: Ermöglichen von niedrigschwelligen, einmaligen und flexiblen Betätigungen. Jungen Menschen die Chance geben, sich ranzutasten, ohne direkt viel Verantwortung übernehmen zu müssen.

 

- Arbeit mit Schulen: Umweltbildung Programme an Schulen, oder Schulen kommen auf den LBV zu und es werden altersangemessene Führungen und Vorträge angeboten.

 

Der LBV bietet Programme auf Augenhöhe für junge Menschen an, damit sie optimal betreut werden können. Zusätzlich öffnen sie Strukturen, die einmalige und flexible Betätigungen ermöglichen. Es schafft Menschen die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen – aber nicht zu müssen. Es bringt nichts, potentielle Engagierte in eine Position zu drücken, mit der sie sich nicht identifizieren. Dadurch werden sie nur mehr abgeschreckt. Der LBV ist der Mitmachverein überhaupt – jede:r ist willkommen und alle sind eingeladen, ihre eigenen Ideen und Visionen umzusetzen, zusammen oder alleine. Wer kriegt da nicht Lust, sich zu engagieren? 


Jahreshauptversammlung 2022

Am 14.05.2022 fand die diesjährige Jahreshauptversammlung der LBV-Kreisgruppe Weißenburg-Gunzenhausen im Naturfreundehaus in Weißenburg statt. 

Die Veranstaltung bot den Gästen einen Überblick der Thematiken und Projekte des vergangenen Jahres und gab ihnen einen Einblick in die Arbeit des LBV. 

 

Der Vorsitzende der Kreisgruppe, Sebastian Amler thematisierte zunächst die stark bedrohten Wiesenbrüter, den Brachvogel und Co. mitunter den Schwierigkeiten

aber auch Möglichkeiten zum Schutz dieser besonderen Arten. Weiter ermöglichte der kurzweilige Vortrag u.a. einen Einblick in die Welt der Jungvögel, Schleiereulen, Fledermäuse und Amphibien mitunter der Chancen und Herausforderungen innerhalb der jeweiligen Schutzprojekte. Freudig konnten auch der Erwerb neuer

LBV-Flächen bei Möhren und Ettenstatt verkündet werden. Leider nahm das Thema Naturschutzkriminalität im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen ebenso

wiederholt eine führende Rolle in Bayern ein. Dazu wurde über erschreckende Beispiele vergifteter, mutwillig getöteter Tiere berichtet. 

 

Zuletzt durfte die LBV-Kreisgruppe in diesem Jahr einige langjährige Mitglieder und darunter drei in den letzten Jahrzehnten besonders aktive Naturschutzmitglieder

ehren. Herr Klaus Scharrer für bemerkenswerte 40 Jahre, Frau Claudia Beckstein für 20 Jahre und Herr Alfred Baumgärtner ebenso für 20 Jahre Mitgliedschaft.

Alle drei sind oder waren über viele Jahre Mitglieder im Vorstand der Kreisgruppe. „Wenn es nur mehr solcher Menschen wie Alfred gäbe, hätten wir vermutlich keine

Probleme mehr im Naturschutz“, so einer der Laudatoren Andreas Gastner über Alfred Baumgärtner. 

 

Zuletzt referierte der Vorsitzende Sebastian Amler über den Vogel des Jahres 2022, den Wiedehopf.


Brutergebnisse der Wiesenweihen 2021

Bild: B.Langenegger, "Nestling mit Ring"
Bild: B.Langenegger, "Nestling mit Ring"

Das Jahr 2021 war ein äußerst erfolgreiches was die Bruten unserer Wiesenweihen betrifft. Die Wiesenweihe ist ein Greifvogel aus der Gattung der Weihen. Sie ist ein Zugvogel und ein sehr seltener Brutvogel Deutschlands. Sie ist sogar seltener als der Seeadler! Zum Schutz dieses seltenen Vogels hat der LBV ein Artenhilfsprogramm ins Leben gerufen. Wir stehen in Kontakt mit Landwirten, sichern gefundene Gelege und beringen die Jungvögel. Anhand der Beringung lassen sich u. A. nachvollziehen wohin die Tiere wandern, wie alt sie werden und vieles mehr. Dieses Jahr konnten bei fünf Bruten insgesamt 15 junge Wiesenweihen beobachtet werden! Das ist sogar noch ein Jungvogel mehr als letztes Jahr! Eine tolle Steigerung gegenüber dem Jahr 2019, in welchem "nur" 10 Jungvögel gezählt wurden. Vielen Dank an alle Landwirte und Helfer ohne die der Schutz der Wiesenweihe nicht möglich wäre!

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Brutergebnisse der Schleiereulen 2021

Bild: B. Langenegger, "Nestlinge im Schleiereulenkasten"
Bild: B. Langenegger, "Nestlinge im Schleiereulenkasten"

2021 konnten bei den jährlichen Kontrollen 123 Schleier-eulenküken in 69 kontrollierten Kästen gefunden werden. Diese Zahl ist deutlich geringer als im letzten Jahr, genauso wie die Anzahl von 4,10 Jungen pro Brut. Solche Schwankungen lassen sich jedoch mit den Bestandsschwankungen der Feldmaus erklären, diese ist nämlich die Hauptnahrung der Eule. Dennoch stellten die Schleiereulen dieses Jahr einen neuen Rekord mit 23 besetzten Gebieten und genauso vielen Brutpaaren auf. Ein toller Erfolg für den Artenschutz!

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Kontrolle der Wiedehopf- und Wendehalskästen

Bild: A. Baumgärtner, "Wendehalskasten"
Bild: A. Baumgärtner, "Wendehalskasten"
Bild: Harald Denicke, Flickr, "Wiedehopf"
Bild: Harald Denicke, Flickr, "Wiedehopf"

Für unsere Wiedehopf-/Wendehalsgruppe stellt der Frühling immer eine spannende Zeit dar, da sie in dieser Zeit aus ihren Winterquartieren zurück kommen. Der Wendehals ist der einzige unserer heimischen Spechte, welcher zum überwintern gen Süden zieht. Beide bevorzugen ähnliche Habitate: Streuobstwiesenähnliche, beweidete Gebiete mit Großinsekten (für den Wiedehopf) bzw. Ameisen (für den Wendehals). Und auch die Wohnungsnot teilen sie. Der Wendehals ist zwar ein Specht, meißelt sich jedoch nicht selbst eine Höhle, wie dies andere Spechtarten tun. Er ist deshalb auf alte Höhlen angewiesen. Diese werden jedoch immer knapper. Deshalb haben wir auch dieses Jahr wieder für beide Arten Nisthilfen an geeigneten Stellen im Landkreis aufgehängt.

 

Weitere Informationen zu diesen zwei spannenden Arten sowie ihre einprägsamen Rufe finden sie unter Wendehals 

bzw. Wiedehopf. Haben sie einen Wiedehopf oder Wendehals gesehen/gehört? Schreiben Sie uns unter weissenburg@lbv.de

LBV-Podcast: "Ausgeflogen"

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

  

 

 

Der LBV-Podcast: Jeden 1.Donnerstag im Monat eine neue Folge! 

 

Gemeinsam sind wir unterwegs im ältesten Naturschutzverband Bayerns und treffen in jeder Folge neue Menschen, die sich für eine vielfältige Natur und den Schutz bedrohter Arten einsetzen. Diese Menschen kommen aus den verschiedensten Bereichen: Artenschutz, Umweltbildung und Biotopschutz. Hören Sie die Folge auf allen gängigen Streamingplattformen oder gleich hier.